Katholische Gemeinde

(Zusammengetragen von Dr. Manfred Halfer†)

Von den Anfängen bis zur Reformation

Die ältesten Teile des Gotteshauses stammen aus der Karolingerzeit. Konrad I, Bischof von Worms 1150-1171, bezeugt 1152, daß sein Vorfahre Buggo dem Kloster Schönau (bei Neckarsteinach) zwei Landgüter bei Kirchheim und Freimersheim geschenkt habe.

Werner Winter von Alzey übergab 1418 das Patronat zu Freimersheim, das er bisher von der Herrschaft Scharfeneck zu Lehen getragen hatte, dem Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz, der es dem Hl. Geist-Stift zu Heidelberg übertrug. Das Patronat oder Pfarrsatz beinhaltet das Recht, einen Geistlichen vorzuschlagen.

Mit dem Altar der Hl. Katharina war eine Kaplanei verbunden, ferner gab es eine Frühmessnerei, über die der Dechant des Heiligen-Geist-Stiftes in den Jahren 1518 bis 1521 das Patronatsrecht ausübte.

Um 1555/60 führte die Kurpfalz die Reformation auch in der Alzeyer Region ein; spätestens unter Ottheinrich wurde die katholische Kirche zu einer reformierten Pfarrkirche, denn Pfarrer Georg Infans und Diakon Justus Sartorius von der reformierten Gemeinde Kettenheim betreuen nachweislich Freimersheim etwa ab 1565.

Als das letzte Mitglied des reformierten Hauses Wittelsbach-Simmern Kurfürst Karl (1680-1685) stirbt, geht die Regierung an die Linie Wittelsbach-Neuburg über, die seit 1613 wieder katholisch geworden war. 1685 erließ Kurfürst Philipp Wilhelm (1685-1690) das Religionspatent, worin Lutheraner und Reformierte gleichgestellt werden; 1686 werden auch die Katholiken in diese Maßnahme mit einbezogen. Neu ist, daß jetzt die katholische Religion ebenso wie das lutheranische oder reformierte Bekenntnis vom Kurfürstentum geschützt wird. Ein großes Aufatmen erfaßte die wenigen verbliebenen Katholiken. So schreibt der Kapuzinerpater Arnold, der 1685 in Alzey tätig war: Während der letzten 140 Jahre mußten sich die Katholiken "in der gantzen Pfaltz verborgen" halten; es war eine Zeit der "schwähren verfolgungen und undertruckung" währen sie "groß Elend und betrangnus" erdulden mußten.

Den Katholiken war es versagt, reformierte/lutherische Gotteshäuser mit zu benutzen. Um die Situation zu entschärfen, wies Kurfürst Philipp Wilhelm in einem "Special Befelch" den Katholiken Rathäuser, alte Burgen und Schloßgebäude an. 1687 erhielten die Katholiken ihre alte Rechte wieder zurück: Sie durften nunmehr wieder die Fronleichnamspozession abhalten und das Allerheiligste in der Öffentlichkeit verehren. Kirchengeläut, Kindertaufe Beerdigungen wurden nicht mehr erregt diskutiert, so daß Pater Arnold schreiben konnte: All dies sei "ohne Eintzige Widersprechung der Herren Reformierten" vonstatten gegangen.

Normalität kehrt langsam zurück, obgleich von reformierter und katholischer Seite ein gewisses Maß an Intoleranz unverkennbar übrigbleibt. Während des Orléanischen Erbfolgekrieges wurde auch die Kurpfalz besetzt. Überall wo französische Truppen hinkamen, wurde die katholische Religion wieder eingeführt. Waren zwei Kirchen am Ort, so mußte eine an die Katholiken abgetreten werden.  Seit 1696 ergriff der Kurfürst mehr und mehr Partei für die katholischen Untertanen der Pfalz, so daß schließlich das Simultaneum 1698 eingeführt wurde. Für Freimersheim ist jedoch kein Simultaneum nachgewiesen.

Bis 1706 wurde die Kirche von der reformierten Gemeinde Freimersheim – mit Ausnahme einer Unterbrechung (1623-1633) im Dreißigjährigen Krieg- genutzt; so wurde 1623 der reformierte Pfarrer Johannes Eusing abgesetzt.

Bei der pfälzischen Kirchenteilung von 1705 wurde die Kirche den Katholiken zugesprochen; die Kirchen in Esselborn, Wahlheim und Kettenheim fielen an die Evangelischen.

Später wurde die Kirche durch die pfälzische Kulturkammer renoviert. Dabei kamen neue Bänke hinzu, die Aufbauten der beiden Seitenaltäre, die Kanzel und der Aufbau des Hochaltares. Es wurde ein eigener Pfarrer bestellt, der nun zum Alzeyer Landkapitel gehörte und die katholische Bevölkerung von Wahlheim, Kettenheim und Esselborn nach Freimersheim eingepfarrt.

Der erste katholische Pfarrer nach der Reformation ist 1726 Georg Balthasar Wersmann. Die regelmäßigen Aufzeichungen (Kirchenbücher) der Pfarrei beginnen mit dem Jahr 1740.

Die katholische Pfarrkirche St. Josef

Der untere Teil des romanischen Ost-Chorturmes stammt aus dem 9. Jahrhundert. Typisch für den fränkischen Siedlungsplatz ist: Die Siedlungsstelle befindet sich im Talgrund während die Kirch etwas außerhalb, im unteren Teil des Hanges steht. Blickt man von der Nordwestecke an der Kirche entlang, entdeckt man am Ende des Kirchenschiffes den Rest eines auslaufenden romanischen Bogens. Am Turm erkennt man deutlich drei Bauabschnitte: Die Basis stammt aus der Karolingerzeit (9. Jahrhundert), der darüberliegende Teil aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, der letzte Aufmauerung erfolgte im Zusammenhang mit dem Einbau der neuen Orgel. Die Gräber der Frühzeit liegen in unmittelbarer Nähe der Kirche auf einem befestigten Friedhof. An der Südseite des Turmes befindet sich eine Schießscharte. Hier stößt man beim Umgraben immer wieder auf Gebeine. Funde zeigen, dass offensichtlich auf der Südseite des Turmes Kinder beigesetzt wurden.

1961 wurden im Gewände des Ostfensters Wandmalereien freigelegt und restauriert. Die sehr gut erhaltenen Malereien zeigen im linken Gewände (Abb. ##) einen Diakon in rot-schwarzem, mit gelben Streifen abgesetztem Gewand. In der linken Hand hält er ein Buch in der rechten einen Palmenzweig. Vor seiner linken Schulter ist der Griff des Rostes erhalten; es handelt es sich vermutlich um den Hl. Laurentius‘, der laut Beischrift oberhalb der Figur Patron der Kirche war. Im rechten Gewände findet sich die Darstellung des Hl. Erasmus, wie aus der Namenbeischrift hervorgeht. Der Heilige trägt Bischofsornat, als Attribut ist ihm die Winde  beigegeben, mit der ihm der Legende zufolge die Därme aus dem Leib gezogen wurden. Hintergrund und oberer Teil des Gewändes sind mit roten Blüten, die wohl mit Hilfe einer Schablone gemalt wurden, bedeckt. Als Entstehungszeit ergibt sich aus der Haltung der Figuren, dem Ausdruck der Gesichter und der Tracht das zweite Viertel des 15. Jahrhunderts.

Offensichtlich hat Ende des 15. Jahrhunderts ein Brand die Kirche schwer beschädigt. Verkohlte Balkenreste im Kirchturm deuten darauf hin. Die ursprünglich flache Kassettendecke/Balkendecke des Chores wurde zu diesem Zeitpunkt mit einem spätgotischen Netzgewölbe versehen. Gleichzeitig wurde auch eine Sakristei angebaut. Der Schlußstein im Sakristeigewölbe trägt die Jahreszahl 1494. Die Malereien sind also vor der Einwölbung des Chores entstanden.

Aus dieser Zeit etwa stammt auch das Langhaus der Kirche. Der frühere Eingang der Kirche gegenüber dem Chorraum entstand 1612. Er wurde erst in diesem Jahrhundert zugemauert und durch einen Eingang und einen kleinen Vorraum nach Süden ersetzt. Um 1700 wurde das Kirchenschiff nach Süden etwa um zwei Meter verbreitert, die Spuren lassen sich heute noch deutlich erkennen.

Patrozinium

Freimersheim gehörte zur Mainzer Diözese und dem Erzdiakonat des Propstes zu St. Viktor und dem Kirchheimer Landkapitel. Für einen kurzen Zeitraum (200 Jahre) wird Freimersheim ins Bistum Worms eingegliedert. Die Kirche zu Freimersheim war "Unserer Lieben Frau" geweiht. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte die Kirche noch dieses Patrozinium. In seinem Pfarrbericht vom 01.Juli 1729 gibt der Freimersheimer Pfarrer Balthasar Georg Wernsmann den Titel der Pfarrkirche mit "Mariae Geburt" an. Im Mainzer Schematismus von 1830 findet sich erstmals der heutige Namen St. Josef.  Die Gründe für den Wechsel sind unbekannt.

Altäre

Balthasar Georg Wernsmann war der erste katholische Pfarrer nach der Kirchenteilung von 1706. Von einem Altar der hl. Katharina oder einer Frühmessnerei in Freimersheim hat er keine Kenntnis mehr. Einen der heiligen Katharina geweihten Altar gab es nach seinen Ausführungen in der Kirche des im 17. Jahrhundert abgegangen Dorfes Ergersheim nördlich von Kettenheim. Der Name der Katharinenmühle bei Kettenheim könnte darauf hinweisen. Eine Kaplanei auf dem Altar der hl. Katharina, sodann eine Frühmesserei, über die der Dechant des Heiligen-Geist-Stiftes in den Jahren 1518 bis 1521 das Patronatsrecht ausübte, ist jedoch für Freimersheim gesichert.

Reliquien

Die Reliquien wurden einige Jahre nach der letzten Renovierung der Kirche (1983) in den neuen Altar eingefügt. Sie stammen von Amalberga (Amalia) von Gent, Jungfrau, Gedenktag 10. Juli, die im 8. Jhdt. in Münsterbilsen/Belgien bestattet wurde, und deren Gebeine 870 nach St. Peter in Gent übertragen wurden.

Glocken

Bis zum 2. Weltkrieg hatte die katholische Pfarrkirche zwei Glocken, die größere, 315 kg schwer, trug die Aufschrift: "Hl. Joseph, bitte für die im Weltkrieg 1914/18 gefallenen der Pfarrei Freimersheim". Sie wurde 1924 von A. Hamm in Frankenthal gegossen und kostete damals 1000 Reichsmark. Diese Glocke wurde im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Die kleinere 177 kg schwere Glocke wurde 1896 gegossen. Sie ist heute noch im Kirchturm und der ´Unbefleckten Empfängnis´ geweiht. Die Glocke hat folgenden Text: "Mich goß Andreas Hamm Sohn in Frankenthal 1896 für die römisch katholische Kirche Freimersheim nachdem durch den Beitrag der Familie Sebastian Julius meine Anschaffung ermöglicht war". Die Gemeinde hatte damals keinen Pfarrer und wurde durch Pfarrverwalter Adam Sulzbach verwaltet; sowie das Gebet: "Die du die Helferin der Christen wirst genannt - Behüt vor allem Übeln gnädig Leut‘ und Land".

Heute hängen neben der alten, kleinen Glocke zwei weitere im Glockenstuhl, die große ist den Heiligen Josef, Erasmus, Cynakus, Martinus, Leonhard und Petrus geweiht, auf ihr ist die Jahreszahl 1965 zu sehen. Die mittlere Glocke ist den Heiligen Theresa, Elisabeth, Hildegard und Anna geweiht. Die Auswahl dieser Heiligen ist aufgrund der Namenspatroninnen der Frauen erfolgt, die durch ihre Spenden den Guß dieser Glocke ermöglicht haben: Theresa Engmann (?) aus Mainz sowie die Organistinnen Elisabeth Nattermann, geb. Hammer, Hildegard Sulz, geb. Julius, und Anna Maria Groten, geb. Bibon, die auf ihr ´Orgelgeld´ verzichteten und damit diese Glocke finanzierten.

Renovierungen

Am 7. Juli 1880 schlägt ein Blitz in den Kirchturm ein; das Fachwerk stürzte ein und der Giebel wird beschädigt. Umfangreiche Reparaturen sind notwendig; daher konnte die Kirche erst am 30. Mai 1882 wieder eröffnet werden. Im 20. Jahrhundert fanden drei größere Renovierungen der Kirche statt: 1923 läßt Pfarrer Leinberger die Kirchenfenster erneuern. Anläßlich der Liturgiereform, wurde der Hochaltar aus dem 19. Jahrhundert entfernt und ans Mainzer Dombauamt abgegeben. Dafür wurde ein großer Marmorblock als Altar im Chorraum errichtet. Eine neue Westempore aus Beton wird eingebaut, der Fußboden tiefer gelegt, die Platten erneuert, eine Heizung sowie Fenster aus Antikglas eingebaut. Bei dieser Maßnahme wird auch die farbige Fassung des Innenraumes, zwei schlichte barocke Nebenaltären, die barocke Orgel (Werk und Prospekt), das Kruzifix überarbeitet. Im Altarraum konnten in der Ostwand anläßlich der Aufdeckung eines gotischen Fensters wertvolle Malereien in der Fensterlaibung freigelegt werden. Die grundlegenden Restaurierungsarbeiten begannen 1959 und wurden 1962 abgeschlossen.
Anläßlich der Primiz von Joachim Schroedel 1983 wurde die Kirche nochmals grundlegend renoviert. Aus dem großen Marmorblock, der als Altar diente, wurde der heutige, kleinere Altar gefertigt. Er zeigt schöne und verspielte Ornamente: Weinlaub und Trauben, einen kleinen Vogel, einen Schmetterling, einen Wurm und ein Puttengesicht.

Orgel

Mit Schreiben vom 30.01.1896 des Großherzoglichen Kreisamtes an das Bischöfliche Ordinariat in Mainz wird die Annahme von Schenkungen zur Anschaffung einer neuen Orgel genehmigt. Als man die erworbene Orgel in die Kirche bringen wollte, stellte man fest, daß die Kirche für die Orgel zu niedrig war, so daß Kirchenschiff und -turm um 1,50 Meter aufgemauert werden mußten. Man erkennt ca. 30 Zentimeter unter der heutigen Decke ein unebenes Band, das sich über die ganze Kirchenbreite hinzieht, das auf die Aufstockung der Kirche Ende des letzten Jahrhunderts hinweist. 1967 stand in St. Joseph noch eine “Orgelruine“, ein älteres Werk, das angeblich aus der evangelischen Kirche der Gemeinde Marienthal am Donnersberg gekauft wurde. Nach dem Visitationsprotokoll vom 19.01.1791 existiert eine Orgel.

Einem Bericht Carl Landolts vom 27.04.1846 zufolge hatte dieses Instrument die Form:

  • Principal 4‘
  • Großgedackt 8‘ Baß
  • Großgedackt 8‘ Discant
  • Spitzflöte 4‘
  • Octav 2‘
  • Quinte 1 1/2
  • leer (Mixtur?)
  • leer (Zunge?)
  • Subbaß 16‘
  • Bourdonbaß 8‘

Durch Orgelbauer Landolt wurde auf die leeren Schleifen gesetzt: Flaut travers 8‘ und Bourdon 4‘. 1861 reparierte der Orgelbauer Köhler das Werk. Der Vertrag mit Köhler wurde am 01.06.1861, nachdem Jacqueré am 29.04.1861, das Angebot Köhlers vom 12.03.1861 begutachtet hatte.

Eine wesentliche Veränderung erfuhr das Werk später durch Schmidt. Nach diesem Umbau hatte die Orgel an Registern:

  • Principal 4‘
  • Gedackt 8‘
  • Flaut travers  8‘
  • Spitzflöte 8‘
  • Salicional 8‘
  • Hohlflöte 4‘
  • Quint 3’
  • Octav 2‘
  • Mixtur 3fach
  • Subbaß 16‘
  • Principalbaß 8‘

Als 2. Manual wurde ein Harmoniumspiel eingebaut. Nach den vielen Veränderungen ist auch von den genannten Registern nicht viel übriggeblieben. Das 2. Manual ist stillgelegt, das erste Manual enthält noch 5 Stimmen:

  • Principal 4‘
  • Gedackt 8’
  • Hohlflöte 4’
  • Quint 3’ 
  • Oktav 2’

Dieses Werk wurde im Jahre 1963 durch Orgelbauer Borchert/Kemper erneuert.

Einige Besonderheiten der Pfarrkirche

In dem Raum über der Sakristei gibt es noch einen kleinen Raum mit einem gotischen Türbogen, auf dem einige Handwerker, die an der Kirche arbeiteten, ihren Namen hinterlassen haben. Die Sakristeitür stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts, wurde also vermutlich im Zusammenhang mit der Restaurierung nach dem Brand angefertigt.

Auf der Südseite des Langschiffs stand früher eine Kohlenhütte. Beim ´Großen Gebet´ wurde die Kirche mit einem Kohleofen beheizt.

Rechts vom heutigen Eingang steht ein Außenaltar am Kirchenschiff. Für den Altar wurde eine alte Grabplatte aus rotem Sandstein aus der Zeit um 1400 benutzt. Sie trägt die unvollständig erhaltene Inschrift: "Am Sonntag nach dem Fronleichnamsfest (im Jahre... verstarb) der ehrenwerte Herr (...), der freigebige Wohltäter dieser Kirche. Möge seine Seele in Frieden ruhen – Amen."

Über dem Altarbogen ist ein Konsolstein angebracht, in dessen kopfseitige Aussparung ein Kruzifix ruhte. Im Stein ist die Inschrift "JESUS" erkennbar.

Die Sakramentsnische stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die dort aufgestellten beiden Engel der Sakramentsnische gehörten ursprünglich zum alten Hochaltar, der bis zu Beginn der 60er Jahre in der Kirche stand.

An der Unterseite der Kanzel des 18. Jahrhunderts ist eine Taube als Symbol des Hl. Geistes zu sehen. Unter der Kanzel steht ein Taufbecken aus Sandstein, das auf Anfang des 17. Jahrhunderts datiert wird.

Direkt am Eingang steht auf der linken Seite ein alter Opferstock in Form einer glatten Säule mit Würfelkapitell und der Jahreszahl 1613.

Die beiden Seitenaltäre stammen, genau wie die Kanzel, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und waren einst marmoriert. Beichtstuhl, sowie die Heiligenstatuen des Hl. Antonius und des Hl. Nepomuk stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Früher gab es eine Nepomuk-Prozession mit dieser Heiligenfigur von Freimersheim nach Erbes-Büdesheim. Über Aufkommen und Niedergang dieses Brauches haben wir keine Nachricht.

Fünf hochovale Ölbilder mit den Wunden Christi (um 1780), ein großes Kruzifix (Mitte des 19. Jahrhunderts) sowie weitere zeitgenössische Arbeiten aus den Werkstätten in Maria Lach (Kreuzweg, Altarkreuz, Wandbehänge) gehören zur Ausstattung.

Die Heilpflanzen im Gewölbe wurden bei der Renovierung 1983 neu hinzugefügt. Der Schlußstein zeigt das Wappen von Hermann Kardinal Volk, den Steinheimer Turm.

Baulast

Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche durch die reformierte Gemeinde Freimersheim genutzt; so finden wir 1587 folgenden Notiz:

"Die Kirche allhie stheet in gutem Bauw. Aber der Kirchthorn ist zimlich baufellig, hat an den Ecken große Riß. Were gut derselbige mit einem rauwen Wurff bewurffen und die Löcher zugemacht würden. Dieses zu thun möchte ein fl. 30 ufflauffen undt meines Erachtens gepürt es der Gemeindt. Sie wöllen es aber der Kirchen, die sich selbst ab iren geringen Gefellen in Bauw erhalten muß, uffrechnen. Also stheet es im Streit undt kann man nicht druber finden. Ich halte aber genzlich dafur, der Gemeindt dieses gezime, sintemal Kirch und Zehendthern jedes sein sonderlich Gepürung zu bauwen hat."

Bis zur Kirchenteilung 1706 war die Baupflicht (Onus aedificandi et reparandi) unter verschiedenen Institutionen aufgeteilt: Die Zehntherren hatten den Chor zu unterhalten, der Kirchenkasten Freimersheim das Langhaus und die Bürgerliche Gemeinde Freimersheim musste für die Unterhaltung des Turmes aufkommen. Ende des 16. Jahrhunderts versucht die bürgerliche Gemeinde Freimersheim diese Last auf die reformierte Kirche abzuwälzen.

Als Zehntherr erschienen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Kurfürstliche Hofkammer, die ihre Baupflicht durch die Landschreiberei Alzey erfüllen ließ. Anfang des 17. Jahrhunderts ging die Verpflichtung des Kirchenkastens Freimersheim an der Unterhaltung des Chores mit allen Gefällen an die Geistliche Güteradministration Heidelberg über.

Schultheiß und Gerichtsmänner von Freimersheim berichten 1776:

"Daß die Hochlöbliche Hoffkammer wegen Genuß des großen Zehendes ad 2/3 tel nit allein gehalten [sei], zu Erbauung des Pfarrhaußes und aller davon abhängigen Gebäuden, als Scheuer, Stallung und übrigen deßgleichen zu unterhalten, weiteres auch verbunden sei, aus obigem Grundt zu Herstellung des eußerst benöthigten Kirchen Chors."

Eine weitere Nachricht haben wir aus dem Jahre 1784:

"Die catholische Kirch, das Langhauß hat die Geistliche Administration zu unterhalten, das Chor, so alhie höchst nöthig aufzuerbauen die Hofkammer."

Im gleichen Schriftstück ist auch von dem an die katholische Pfarrkirche angebauten gemeinschaftlichen Turm die Rede. Damit ist offensichtlich , dass die Bürgerliche Gemeinde nach wie vor am Turm die Baulast trug.

Sonstige Kirchengebäude

Pfarrhaus / Frühmessnerhaus

Nach Einführung der Reformation wurde das Pfarrhaus noch ca. 80 Jahre lang genutzt. Folgende Notiz stammt aus dem Jahre 1605:

"Der Orth ist gesund, ohne daß sich die Stuben ansehen lest, ungesund zu werden, weil sich viel Meuße und Ungeziefer zwischen dem Taffelwerck, so nicht ausgefüllt, halten. Das Haus ist sonsten von Stein und Holzwerk wolgebauet, das Dach aber ist vielleicht zu ungelegener Zeit gedeckt worden, daher es sehr in die Frucht aufm Speicher regnet. Die Scheuren ist ziemlich bawfellig und mit dem Tor ubel versehen. Der größte Mangel aber am Hause ist, daß man keinen Keller gebaut hat, daß ein Pfarrer, der ohnedas keinen Wein hat, in solchen wolfeilen Jharen sich mit Wein versehen und also desto besser auskommen konnte."

Von der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges an, war das Pfarrhaus nicht bewohnt; daher befand es sich 1664 in einem erbärmlichen Zustand:

Diß Pfarrhaus bauet die Collectur wegen des Stifts zum Heyligen Geist in Heydelberg. Liegt weit außerhalb dem Dorff, hat weder Scheuer noch Ställ, ist auch ganz bauefellig, wehre rathsam, daß man es verküffe, wan man nur Leuth haben könt, dan kein Pfarrer selbiges nimmermehr bewohnen wirdt.

Die Baupflicht an dem Pfarrhaus lag bis zum Ende des 18. Jahrhunderts – seit der Kirchenteilung von 1706 war es in katholischen Besitz übergegangen –beim Heilig Geist Stift zu Heidelberg bzw. beim Kurfürsten von der Pfalz als Zehntherren, der die Baupflicht durch die kurfürstliche Hofkammer erfüllen ließ.

Über die Lage des Altaristen- und Frühmessnerhauses haben wir keine gesicherten Erkenntnisse. Das Altaristenhaus wurde in vorreformatorischer Zeit vom Kaplan bewohnt, den der Pfarrer zu halten hatte. Das Frühmessnerhaus gehörte zum gleichnamigem Vermächtnis.
In der Beschreibung der Pfarrei von 1898 finden wir folgende Angaben:

Pfarrhaus: 20 Schritt von der Kirche entfernt, massiv, nach Osten gelegen, sehr freundlich, 5 heizbare, 3 unheizbare Zimmer. Küche, Keller, Scheuer mit Stallung und Holzschuppen.

Garten: beim Haus, 250qm. Grabgarten, Pumpe mit gutem Wasser.

Baulast an der Kirche und am Pfarrhaus: die Consessionsgemeinde.

Kirchenfonds: nicht ausreichend; Parochialumlage.

Pfarreinkommen: 3018 Mk., Stiftungen(17 Ämter, 5 Messen) 33 MK., Stolgebühren.

Pfründegut: 108 Morgen Ackerland.

Geschichtlicher Abriß

JahrEreignis
Um 800Die ältesten Teile des Kirchturmes stammen aus der Karolingerzeit.
1152Konrad I, .Bischof von Worms 1150-1171, bezeugt 1152, daß sein Vorfahre Buggo dem Kloster Schönau (bei Neckarsteinach) zwei Landgüter bei Kirchheim und Freimersheim geschenkt habe.
1418Werner Winter von Alzey übergibt das Patronat zu Freimersheim, das er bisher von der Herrschaft Scharfeneck zu Lehen getragen hat, dem Kurfürsten Ludwig III. von der Pfalz, der es dem Hl. Geist-Stift zu Heidelberg übertrug.
Um 1450Entstehungszeitraum der Wandmalereien im Ostfenstergewände des Chores
1494Diese Jahreszahl befindet sich auf einem Schlußstein der Gewölberippen in der Sakristei.
1518-1521Kaplanei auf dem Altar der hl. Katharina, Frühmesserei, über die der Dechant des Heiligen-Geist-Stiftes das Patronatsrecht ausübte.
Um 1560Einführung der Reformation in der Kurpfalz
1613Jahreszahl auf dem alten Opferstock, eine romanische Säule
Um 1700Aus dieser Zeit stammen umfangreiche Baumaßnahmen: Vier große Fenster im Kirchenschiff, Versetzung der Südwand und neuer barocker Eingang.
1706Bei der pfälzischen Kirchenteilung erhalten die Katholiken das Gotteshaus. Die katholische Bevölkerung von Wahlheim, Kettenheim und Esselborn wird nach Freimersheim eingepfarrt.
1726Georg Balthasar Wersmann war der erste katholische Pfarrer.
1740Beginn der Kirchenbücher
Um 1750Entstehungszeit der Barockorgel
1880Blitzeinschlag im Kirchturm macht umfangreiche Reparaturen notwendig
188130. Mai, Wiedereröffnung der Kirche
1923Die Kirchenfenster werden erneuert
1959Grundlegende Renovierung